Franz Joseph I., 18 August 1830, 9h15 LMT, Wien/A - Quelle: Wilhelm Knappich via amtl. Wiener Zeitung vom 19 August 1830
Verschiedentlich findet sich auch 8h23 LMT als Geburtszeit. Dieses falsche Horoskop beruht laut Knappich auf einen Übersetzungsfehler in der englischen Literatur Zadkiels. Die zirkulierende Angabe "vier Stunden vor der Sonnenfinsternis" rechtfertigt diese Zeitangabe. Am Tag vor seiner Geburt fand in Südafrika auf 25° Löwe eine Sonnenfinsternis statt. Eine solche kündet Erschütterung der Grundfesten an und wies zeitlebens bereits den Astrologen auf die Parallele der tragische Figur des Kaisers.
Kaiser Franz Joseph I. ist der Sohn des schlichten Erzherzogs Franz Karl und der Erzherzogin Sophie. Das Revolutionsjahr 1848 erzwang die Flucht Metternichs und die Einberufung eines Reichstages. Nach dem erste Teile der Revolten niedergeschlagen waren, kam die Abdankung Kaiser Ferdinands. Unter der Federführung des Fürsten Felix zu Schwarzenberg vollzog sich der Regierungsantritt Franz Josephs im Reichstag zu Kremsier, im konstitutionellen Gewande am 2. Dezember 1848. Franz Joseph ergriff die erste Möglichkeit 2 Jahre später, um seine absolutistischen Ideen durchzusetzen. Das Erbe seiner Väter regierte er 68 Jahre. Seine legitime Herrschaft vermochte nicht den drohenden Zerfall aufzuhalten.
Der dominus geniturae (Geburtsgebieter, Lebensbeherrscher) des Kaisers ist die Venus. Dies macht ihn zu einem eitlen, charmanten und unentschlossenen Menschen. Seine Venus-Neptun-Opposition ließ es bei ihm zeitlebens an Durchsetzungsfähigkeit mangeln und verstrickte ihn in gefährliche Täuschungen und Illusionen. Die markanteste Konstellation ist die der Sonnenfinsternis: das Sonne, Mond, Saturn Stellarium im Löwen. Diese ergab seine Gefühlskälte, den starren und bürokratisch geregelten Charakterzug. Die stramme Haltung und das strenge Zeremoniell verdeutlichen die übertriebene Wertschätzung des asketischen Militarismus (Widder-Mars). Sein Festhalten an Altbewährtem hat im Gegensatz zu Kaiser Franz I auch eine der Technik feindliche Note. So verschmähte er zeitlebens das Automobil oder den Aufzug.
Das Zündnadelgewehr, in Kombination mit seiner unsteten Außenpolitik, ließen ihn den Deutschen Krieg anzetteln. Als Folge der militärischen Niederlage bei Königrätz am 3. Juli 1866 mußte Österreich endgültig aus dem Deutschen Bund ausscheiden. Zur innerstaatlichen Festigung einigte man sich dank Kaiserin Sissi auf einen Ausgleich mit Ungarn. Am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Joseph zum König von Ungarn gekrönt. Dieser Dualismus blieb das Gerüst der letzten Jahrzehnte der habsburgischen Donaumonarchie.
Tragisch wirkte auch innerhalb seiner Familie sein Festhalten am Legitimitätsprinzip. Dank seiner Durchhaltekraft und frühen Thronbesteigung hielt er über Jahre hinweg dem Drang der Zeit seine Dogmatik entgegen, bis sich das aufgestaute Gebilde zur letzten Entladung bildete, dem 1. Weltkrieg. Feldmarschall Conrad entließ er in das Feld mit den Worten: "Wenn die Monarchie zugrunde gehen soll, so soll sie wenigstens anständig zu Grunde gehen!"
Quellen:
Die Habsburger, Manuskript Willhelm Knappich Wien 1958
Horoskopsammlung, Willhelm Knappich
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