Im 2. Teil habe ich vorgestellt, was man unter rhythmischen Auslösungen von Planeten versteht und wie sie berechnet werden. Im 3. und letzten Teil möchte ich die Feinanalyse mit Hilfe von Septaren erläutern.
Wir haben gesehen, dass markante und einschneidende Lebensveränderungen anhand der rhythmischen Auslösungen gut nachzuvollziehen sind. Sie eignen sich damit natürlich auch als Prognosemethode, um die seelischen Voraussetzungen für das Eintreffen bestimmter Ereignisse zu erkennen.
Die Feinanalyse von rhythmischen Auslösungen mit Hilfe von Septaren
Nun gibt es - nach der Rhythmenlehre - die Möglichkeit einer noch genaueren Betrachtung von Zeiträumen mit Hilfe von Septaren. Ein Septar ist rechnerisch gesehen nichts anderes als ein Solar, das jeweils für einen bestimmten 7-Jahres-Zeitraum gültig ist. Das erste Septar ist auch gleichzeitig das Radix, da es das Solar für die Geburt (und nach der Rhythmenlehre auch für die Jahre 0-7) darstellt. Das zweite Septar ist das Solar für den 1. Geburtstag, das dritte Septar für den 2. Geburtstag, und steht jeweils für die Jahre 7-14, 14-21 und so weiter.
Wenn wir uns an die rhythmischen Auslösungen im Radix erinnern, so war der Durchlauf vom Aszendenten zur Spitze des 12. Hauses sowie vom Aszendenten zur Spitze des 2. Hauses maßgeblich für die Jahre 1-7. Das 1. Septar, für diesen Zeitraum also das Radix selbst, ist eine nochmalige Vergrößerung dieses Zeitabschnittes. Entsprechend dient das 2. Septar der genaueren Betrachtung der Radix-Häuser 11 und 2 im Sinne des Durchlebens des Zeitabschnittes von 7-14 Jahren.
Die Berechnung der Auslösungen
Ein Septar ist also ein Horoskop für einen Zeitraum von 7 Jahren, ein Haus steht für 7 Monate. Die Berechnung der Auslösungen von Planeten erfolgt analog zu der des Radix. Ein Planet im 10. Haus des 4. Septars eines Menschen beispielsweise wird in der Zeit zwischen 22 Jahren und 2 bis 9 Monaten ausgelöst. Zur genauen Berechnung seiner Auslösung wird wiederum der Abstand des Planeten zur Septar-Haus-Spitze 11 auf die Größe des 10. Septar-Hauses bezogen (ausgedrückt in Grad). Angenommen der Planet steht auf 10° Steinbock, Spitze 11 befindet sich auf 0° Wassermann, Spitze 10 auf 0° Steinbock, so wird besagter Planet nach 2/3 von 7 Monaten, also nach 4,6 Monaten und demnach im Alter von 22 Jahren und 6,6 Monaten angetroffen.
Auch beim Septar werden Auslösungen, vom Aszendenten ausgehend, nach oben und nach unten berechnet. Planeten im 10. und im 3. Haus, im 9. und im 4. usw. werden also innerhalb der jeweiligen 7-Monats-Abschnitten angetroffen, wenn man sich wiederum vorstellt, man würde den Aszendenten nach oben und unten weiterbewegen.
Der 7er Rhythmus - Lebensphasen der seelischen Entwicklung
Nun ist ein Septar natürlich kein Geburtshoroskop eines Menschen, sondern das Horoskop einer Zeitspanne, die unter einem 7er Rhythmus betrachtet wird, dem der Mond unterliegt. Wir betrachten also Lebensphasen aus der Perspektive der seelischen Entwicklung. Genauso gut können wir uns auch den Sonnenrhythmus (10er-Phasen) oder andere Planetenrhythmen unter dem Gesichtspunkt der Symbolik des jeweiligen Planeten ansehen.
Der Aszendent gibt nun das Grundthema der betreffenden sieben Jahre an, die Position des Aszendentenherrschers zeigt an, worauf sich dieses Grundthema im Detail bezieht. Der Stand der Sonne beschreibt, wie die betreffende Person diese Thematik umsetzen kann. So kann ein Sonnenstand, der im Vergleich zum Radix eine unterschiedliche Hausposition einnimmt, auch eine entsprechend konträre Verwirklichungsebene anzeigen.
Im Folgenden ein paar Beispiele aus dem Leben des Malers Toulouse-Lautrec, die keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erheben, aber die LeserInnen vielleicht anregen, sich näher mit Septaren zu befassen.
Das zweite Septar (7. - 14. Lebensjahr)
Das folgende Horoskop ist das 2. Septar von Toulouse-Lautrec, beschreibt also die Zeit von seinem 7. bis zu seinem 14. Geburtstag
2. Septar (24.11.1865, 11.34 UT, Paris, F)
Zur Erinnerung: Im Radix haben wir in diesem Zeitraum eine Venus-Jupiter-Phase durch die Aktivierung der 12. und der 2. Häuserspitze. Die Steinbock-Venus in 2 und der Waage-Saturn in 11 werden mit 10,4 Jahren bzw. 7,6 Jahren angetroffen.
Die Venus-Saturn-Thematik wiederholt sich im 2. Septar in Form einer Konjunktion im Skorpion im 9. Haus, eingebunden in ein T-Quadrat mit Mond am AC und Pluto in 3. Haus. Am 30. Mai 1878 bricht sich Lautrec den linken Oberschenkel. Zu dieser Zeit wird diese Konstellation durch die Auslösung des 12. Hauses angesprochen. Der Knochenbruch wird durch Venus-Saturn, die Gehbehinderung durch Pluto in 3 sowie das daraus entstehende Leid für den Pubertierenden durch den im Quadrat dazu stehenden Wassermann-Mond am AC symbolisiert. Nebenbei bemerkt wird Chiron in 1 in diesen Tagen auslösungsmäßig direkt angetroffen.
Das dritte Septar (14. - 21. Lebensjahr)
Das 3. Septar spiegelt die Venus-Saturn-Phase (Spitze 10/Spitze 3) im Radix wider. Dort steht der Mond an der Spitze des 11. Hauses in 11. In diesem Septar nun ist der Mond wieder (wie im 2. Septar), diesmal durch die Konjunktion mit Uranus, an prominenter Stelle im 1. Haus. Die seelische Isolation setzt sich fort, als sich Henri im August 1879 das zweite Bein bricht, hier in der Mond/Venus/Mars-Phase unter einer Mars-Auslösung im oberen Rhythmus betrachtet. Chiron steht in 10. Haus, es wird klar, dass die Behinderung von Dauer bleiben wird.
3. Septar (24.11.1866, 17.34 UT, Paris, F)
Das vierte Septar (21. - 28. Lebensjahr)
Wenden wir uns nun einer anderen entscheidenden Phase im Leben des Künstlers zu, die sich im 4. Septar widerspiegelt. Nach einigen Jahren harter Arbeit und ersten Ausstellungen (Mond, Merkur, Saturn in 3), wird der Name Lautrec, im Oktober 1891 mit dessen erstem Plakat für das Moulin Rouge, bekannt. Im 4. Septar wird zu dieser Zeit Uranus ausgelöst. Drei Jahre zuvor, im Sommer 1888 erfolgte die Trennung von einem seiner vier Lieblingsmodelle, Suzanne Valadon, mit der er eine intime Beziehung unterhielt, angeblich, weil ihr diese zu eng geworden war. Ausgelöst werden Neptun in 8 und Lilith in 5.
4. Septar (24.11.1867, 23.28 UT, Paris, F)
Das fünfte Septar (28. - 35. Lebensjahr)
Das 5. Septar weist - wie das Radix - einen Skorpion-AC auf, mit einer Konjunktion zu Merkur. Sonne (Herrscher von 10) und Saturn (Herrscher von 3) stehen ebenfalls in Konjunktion miteinander im 1. Haus und Pluto steht im 7. Haus.
Diese Jahre sind geprägt von einer großen Schaffenskraft (es entstehen ganze Serien von Gemäldekompositionen), vielen Reisen und Ausstellungen. 1897 (Neptun in 5 wird direkt ausgelöst) mehren sich die Anzeichen zunehmender Trunksucht. Im Sommer desselben Jahres folgt der erste Anfall von Dilirium Tremens (Direkt-Auslösung von Uranus - im Quadrat zu Neptun und im Trigon zu Fische-Mond/Chiron).
Danach verschlechtert sich Lautrecs Gesundheitszustand zunehmend, so dass er im Frühjahr 1899 für 3 Monate in eine Heilanstalt muss. Die Begrenzung seines Lebensausdrucks wird durch die Auslösung der Sonne-Saturn-Konjunktion angezeigt.
5. Septar (24.11.1868, 5:11 UT, Paris, F)
Das sechste Septar (35. - 42. Lebensjahr)
In seinen letzten Jahren verfällt Lautrec nicht nur körperlich, es stellen sich auch finanzielle Sorgen ein, da die Zahlungen seitens seiner Familie drastisch gekürzt werden. Im 6. Septar durch Neptun in 2 im Quadrat zu Venus und Uranus repräsentiert. Je mehr Lautrec den nahenden Tod spürte, desto stärker wurde sein Bedürfnis, Ordnung zu schaffen, sein Werk zu durchforsten und zu vollenden (Auslösung der Sonne in 10 und von Jupiter-Pluto in 3).
Am 15. Juli 1901 verläßt er sein Atelier in Paris endgültig. Er stirbt, mit 36 Jahren, am 9. September 1901 im Kreise seiner Familie und seiner engsten Freunde (Direkte Auslösung von Skorpion-Merkur am MC in Opposition zu Pluto).
6. Septar (24.11.1869 11.08 UT, Paris, F)