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Skorpion - Zaubern, Klingen, Sehen

Von Ulla Janascheck

 Im Schicksalswasser, in der Tiefe, unter der Erde, entspringt die Quelle, die die Erde erfrischt und das Leben vorbereitet. Aus ihrem Hervortreten werden die Zauberlieder und Klänge geboren, die zwischen den Menschen und ihrer ursprünglichen Bestimmung vermitteln und Unaussprechliches auszudrücken vermögen. An ihrer Oberfläche spiegelt sich das menschliche Schicksal und wer mit ihr in Verbindung ist, kann daraus lesen. 

Schon immer gab es Seherinnen, weise, oft alte Frauengestalten, die zwischen den Zeilen lesen konnten und denen das, was anderen verborgen blieb, vor dem inneren Auge erschien. Die Seherin kann die Sprache der Tiere und Pflanzen verstehen, in den Wolken Muster erkennen die ihr den Weg weisen, Steine befragen und aus Blättern lesen. Da sie in Kontakt ist mit der magischen Wirklichkeit, denkt sie in Bildern und Klängen, sieht, was andere übersehen und hört, was andere überhören. Sie besitzt einen heiligen Kessel, aus dem sie Inspiration empfängt und mit dem sie zaubern kann. Sie besitzt die Fähigkeit, sich selbst in Ekstase zu versetzen und aus diesem hochenergetischen, elektrisierten Zustand heraus magische Sprüche und Lieder zu manifestieren, die spontan aus ihrem Inneren aufsteigen. Sie ist verbunden mit der Tiefe ihres Unbewussten, das hinter den Worten und Bildern liegt und bringt daraus Rhythmen und Klänge hervor, die schöpferische Kraft besitzen. Die Seherin ist Meisterin der Improvisation, echt, nackt und gewahr. Sie kennt den Zustand der "Besessenheit", d.h. sie ist in der Lage, sich selbst einer Kraft zu übergeben, die mächtiger ist als sie selbst. Diese Kraft könnte ihr Bewusstsein aber auch zerstören, wenn sie nicht gelernt hätte, darin aufmerksam zu verweilen. Sie ist stilles Zentrum im Orkan, weiß sich ihren Instinktkräften zu übergeben, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Wo andere abhängig oder verrückt werden, beginnt ihr Reich der Leidenschaftlichkeit. Die Seherin bewegt sich in Gebieten, die andere meiden. Weil sie selbst schon dem Tod begegnet ist, fürchtet sie diesen nicht, sondern nutzt ihn, um die Grenze zu überschreiten.

Gift verwandeln
Die Seherin hat auch den Hass und die Wut überwunden, d.h. sie kann sich diese eigentlich "giftigen" Kräfte ihres Unbewussten zunutze machen. Sie hat erfahren, wie viel Energie in ihnen steckt und ist zur Raserei fähig, die sie wiederum in tiefere Wahrnehmungsbereiche führen kann. Sie hat Kontakt mit einem Seelenanteil, den viele andere aus ihrem Leben ausklammern. Das zeichnet sie aus und hällt sie andererseits in eine gewisse Unheimlichkeit: Wer sich vor seinen Schattenanteilen fürchtet, hat Angst ihr zu begegnen. Die Seherin ist die "ver-rückte" Weise, wütend, rasend, heftig begehrend, leidenschaftlich. Sie trinkt rauscherzeugende Substanzen, isst giftige Pflanzen, um in verborgene Inhalte einzutauchen. Sie kann verschlossene Räume betreten, weil sie es schafft, die so genannten Tabus zu durchqueren. Ist sie angekommen, kann sie aus dem Schicksalswasser Einsichten schöpfen, die aus dem "außer-sich-sein" resultieren. Es ist die orakelhafte, göttliche Stimme, die sie nun vernimmt und die aus ihr spricht: Völlig losgelöst von der normalen Wahrnehmung, eine bewusstseinsüberlegene Kraft, die durch das Durchbrechen der Tabus frei wird.
Die Seherin versteht es auch, bewusst zu träumen. Sie kann selbst in der Betäubung wach bleiben und sucht den Tiefschlaf, um die darin verborgenen Geheimnisse und Heilkräfte zu finden. Hierfür braut sie in ihrem Zauberkessel die entsprechenden Getränke wie den Trank des Vergessens, der ekstatischen Glückseligkeit, des Zaubers. Diese Getränke können das Bewusstsein außer Kraft setzen, damit das Unbewusste aufwacht, sind aber auch gefährlich, da sie demjenigen, der nicht damit umzugehen weiß, den Wahnsinn oder gar den Tod bringen können. Da die Seherin mit den Giften vertraut ist, ist sie auch mit der Heilkunst vertraut. Hat sie die Grenzen überschritten und ist von der anderen Seite zurückgekehrt, kennt sie auch die Heilmittel, die Gegengifte. Schamanische HeilerInnen sind heute noch Medizinfrauen, ÄrztInnen, ZauberInnen und WahrsagerInnen in einem. Als SchamanIn gilt, wer es geschafft hat, körperlich zu sterben und wieder aus eigener Kraft ins Leben zurückzukehren.

Ekstase
Die Seherin hat auch eine eigenwillige Einstellung zur Sexualität. Sie - die gelernt hat alle ekstatischen Zustände zu nutzen - verbindet sich mit der transpersonalen Kraft des Männlichen, um ihren Zauber aus der Verschmelzung zu wirken. Für sie findet die Vereinigung auf der tiefsten Seinsebene statt. Sie reitet auf ihrer Leidenschaftlichkeit in die Selbstvergessenheit, um darin bewusst zu bleiben und den Anschluss an die Quelle zu finden.

Magnetismus
Wir brauchen die Kraft der Seherin, die Skorpionenergie, um tiefer einzutauchen. Es gibt im Unbewussten viele magische Wirkweisen, die - solange sie nicht bekannt sind - zu unbeherrschten, irrationalen Reaktionen führen, Ängste, Hass und Zorn hervorrufen und zerstörerische Tendenzen freisetzen. Es ist schwer die Ursachen zu erkennen, weil manche Prozesse vom Bewusstsein allein einfach nicht gesteuert werden können. Alle Süchte und Abhängigkeiten wohnen in diesem schwer zu betretenden Teilbereich der Seele. Durch Trancetechniken, Hypnose oder Tiefenpsychologie kann jener Teil erschlossen werden. Bewusstheit über das, was magnetisch in uns wirkt und unser Erleben mit einer bestimmten Atmosphäre bezaubert, führt in die Freiheit. Dazu ist es allerdings notwendig, Tabus zu brechen und sich z.B. bewusst in die persönlichen Schambereiche und ausgesprochenen und unausgesprochenen Verbote hineinzubegeben.
Nur wenn ich keine Angst davor habe mein Gesicht zu verlieren, kann ich zulassen, dass ich ganzheitliche Erfahrungen sammele. Denn die verdrängten und unterdrückten SeherInnenkräfte verleihen meinem Erleben Macht. Ohne diese Macht kann ich nichts Echtes bewirken; es bleibt immer ein Teil von mir unbefreit, teilnahmslos und fährt damit ein nicht integriertes Eigenleben. Es entstehen dann die inneren Konflikte, die miteinander kämpfenden Persönlichkeitsanteile die zu keiner Einigung kommen, das Gefühl der Unwahrheit und der Leere, die Aufspaltung von Gut und Böse. Mit der Integration der Seherin kann ich es immer wieder wagen, mich über die Grenzen meiner Erfahrung hinauszubewegen. Ich brauche aber den Mut dazu es zu ertragen, vielleicht nicht geliebt zu werden, oder sogar Ablehnung in Kauf nehmen zu müssen.
Die Seherin kann Rollen und Muster auflösen, dadurch, dass sie Illusionen mit ihrer Wildheit durchschneidet. Ihre Welt ist die der reinen, der ungebändigten, der aggressiven, der besessenen, der unkontrollierten Kräfte der Nacht. Sie kennt das sogenannte Böse und hat es besiegt, indem sie sich angstfrei damit identifizierte und erkannte: In der Essenz ist dieser Wahrnehmungsbereich auch leer, rein, einfach Kraft die zum Leben dazugehört. Weil sie hineinging ohne Widerstand zu leisten, konnte sie auch auf der anderen Seite wieder herauskommen. Gereinigt, mit der Schattenkraft als Verbündeter, mit der Erkenntnis, dass ihre innere "Hölle" nur solange gefährlich ist wie sie sie meidet. Weisheit, Wärme, Selbstsicherheit und Stärke gewinnt sie durch ihre Reisen, wenn nicht gar Unsterblichkeit.

Ängste überwinden
Jede Angst der wir im Inneren begegnen ist eine Türe zum Reich der Seherin, wenn wir uns wagen ihr nachzugehen, bzw. uns nicht aufhalten lassen, sondern hineingehen. Denn jede Angst ist eine Grenze die wirkliche Erfahrung verhindert, sie bewirkt Trennung und Stagnation.
Die tiefen Ängste die unser Wesen beherrschen, können auch vom Gesang der Seherin befreit werden. Ihre Stimme und ihre Instrumente sind archaisch. Sie benutzt Trommeln und Flöten, die sie wahrscheinlich selbst baut und mit ihrer persönlichen Magie belebt. Sie schreit, tobt, wütet beim Singen, sie stößt einzelne Laute aus, bis sich vielleicht aus dem Fluss ein Rhythmus bildet. Die Klänge kommen aus ihrem Unterleib, aus dem Wurzelchakra, aus der Welt des tiefen Unterbewusstseins, in dem jede Bewegung eine magische Wirkung und Auswirkung hat. Weil sie sich nicht scheut, das was sie dort antrifft auszudrücken, wird sie frei und findet letztlich das, was auf dieser tiefen Ebene heilen kann. Ihre Heilmittel sind ungewöhnlich. Vielleicht durchschneidet ein schriller Schrei die Angst, weil der Schrecken bewirkt, dass Raum entsteht. Vielleicht ist es auch ein tiefes Gurgeln oder ein Stöhnen, das blockierte Angst freisetzt. Da die Seherin frei ist von persönlichem Machtstreben, kann sie bei anderen um so leichter spüren, worin sie gefangen sind. Weil sie sich nicht scheut hinzuschauen, kann sie auch ihre Gegengifte einsetzen, die sich meist gar nicht von dem unterscheiden, was andere fühlen. Ihr Erfolg liegt darin, dass sie perfekt empfangen und spiegeln kann was andere gefangen hält. Indem diese sich wiederum in ihr erkennen werden sie frei, auch wenn es schmerzhaft ist, was sie sehen.
Die Skorpion-Energie oder SeherIn kann sehr grausam sein, denn immer ist sie mit den tiefen Ängsten und Fesseln beschäftigt die uns innewohnen. Sie möchte diese ans Licht bringen, verwandeln, befreien, und weiß aber auch, dass der Weg dahin nur durch die bewusste Wahrnehmung des damit verbundenen Schmerzes einhergeht. Ihre tiefe Liebe wirkt manchmal wie Hass, denn wir wehren uns dagegen zuzugeben, dass wir das Schattenreich in uns tragen. Wenn sie uns spiegelt, dass wir keine "guten" Menschen sind, sind wir erst einmal schockiert. Doch dann kann die Erleichterung kommen... es macht gar nichts. Es ist in Ordnung. Es ist einfach ehrlich.
Der Weg der zur Seherin führt ist ein ganz feiner Faden, von dem man jeden Moment wieder herunterfallen kann, weil die kleinste Unaufmerksamkeit in neue Verstrickungen und Abhängigkeiten mündet. Je tiefer die Liebe, desto größer auch die Angst diese wieder zu verlieren. Und genau dahin führt ihr dunkler Weg in die Freiheit hinter den Abhängigkeiten, dort, wo es keine Worte gibt, aber jede Menge gewaltiger Energie.

Entnommen in leicht veränderter Form aus Ulla Janascheck, Göttinnenzyklus, von weisen Frauen, ihren Künsten und Wirkstätten, Arun Verlag, 2003.

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