Alle Augen blicken nach Rom in diesen Tagen, seit Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 um 21.37 Uhr in Rom gestorben ist. Es war kurz vor zehn, als Anne Will, Tagesthemen-Moderatorin der ARD, mit der Nachricht vom Tod des Papstes das beliebte Ritual der Sondersendungen einläutete.
Papst Johannes Paul II., 18. Mai 1920, 13.54 in Wadowice/Krakau, Polen (ohne Quellenangabe in der Datenbank von Galiastro).
Mein Blick fiel zunächst auf Neptun und Jupiter im Löwen, während die ersten Bilder von den 104 Reisen des Papstes in 129 Länder über den Bildschirm flimmerten. Wie passend, dachte ich, lässt sich der Job des Pontifex Maximus, des höchsten Brückenbauers der römisch-katholischen Kirche, mit dieser Konjunktion doch vortrefflich beschreiben. Und ich staunte nicht schlecht, als ich Dienstag in der Süddeutschen Zeitung las, dass der reisende Stellvertreter Gottes auf Erden während seiner Amtszeit 1,25 Millionen Flugkilometer zurückgelegt hat. Das kommt 31 Erdumrundungen gleich oder der dreifachen Distanz zwischen Mond und Erde.
Der Saturn in 12 schien mir allerdings wenig (be)greifbar. Bis zu diesem Samstag hatte der Papst mich nie sonderlich interessiert, auch wenn sein Tun und Treiben im Kontext der Tagespolitik unübersehbar war. Dabei ist mir in 26 Jahren vor allem seine konservative Haltung aufgefallen. Insbesondere, wenn es um die folgenden Themen ging: Frauen, Verhütung, Homosexualität.
Hier zeigte sich der gebürtige Pole immer als Hardliner, als römisch-katholischer Traditionsbewahrer erster Güteklasse. Und das mit einem Saturn im zwölften Haus?
Rekordverdächtig viele Papst-Horoskope
Seit Samstagabend habe ich unzählige, mich immer wieder überraschende Meinungen zu Paul Johannes II. vernommen, gleichzeitig vermehrte sich die Anzahl der richtigen Papsthoroskope auf wundersame Art und Weise. In einem ersten Gespräch mit Philip Schiffmann erfuhr ich von der 13.17 Uhr Variante, während eine Kollegin das Horoskop mit 13.00 Uhr in ihrer Datensammlung archiviert hatte. Saturn in beiden Fällen immer noch im zwölften Haus.
http://astrodatabank.com/nm/PopeJohnPaul.htm
Päpstlicher Nachrichten-Overflow also, nicht nur bei WAZ, FAZ, TAZ, Spiegel Online, Süddeutsche, Bild.... Korrekturdaten sind gegeben, von der Ernennung (16. Oktober 1978, 17.15 Uhr, Rom) über das Attentat (13. Mai 1981, 17:21:31 Uhr, Rom) bis zum Todeszeitpunkt (02. April 2005, 21.37 Uhr, Rom). Weiterführende Informationen zum Leben und Wirken des Papstes derzeit überall verfügbar!
Todeszeitpunkt: Papst Johannes Paul II., 02. April 2005, 21.37 in Rom, Italien
Interessanter aber als die Frage nach dem richtigen Horoskop erscheinen mir die Reaktionen im Verlauf der Woche. Während die Queen ziemlich abgenervt war und Prince Charles seine Hochzeit mit Camilla Parker-Bowles verschieben musste, entdeckt(e) der Rest der Welt sein Herz für den Jahrhundertpapst. Sogar die linksintellektuelle, kritische TAZ fragte in ihrer Ausgabe von Samstag: Kommt der Papst in den Himmel? Und gab auch eine Antwort: Ja, der Papst kommt in den Himmel. http://www.taz.de/pt/2005/04/02/a0338.nf/text
"Hier weinen 100.000 Herzen"
titelte BILD am Montag, um über die Ereignisse vor dem Petersdom zu berichten. Typischer Bildzeitungsstil, das war beim Tod von Lady Di kein bisschen anders. Was aber in diesen Tagen anders ist – und das ist das eigentlich Beeindruckende am Leben und Sterben des Karol Wojtyla - eine transzendente Dimension verschafft sich ihren Raum, seit die Seele des Papstes seinen Körper verlassen hat und gen Himmel aufgestiegen ist.
Da sind vier Millionen Pilger, die sich nach Rom aufmachen, um Abschied zu nehmen. Da sind Bilder, wie US-Präsident George W. Bush vor dem aufgebahrten Leichnam niederkniet. Und selbst die bösen Taliban kondolieren und nennen den Gottesmann einen Kämpfer für den Weltfrieden. Plötzlich wissen alle, was das Konklave ist, ein Camerlengo oder die Sedisvakanz. Die vielen, geheimnisvoll anmutenden Rituale der römisch-katholischen Kirche sind plötzlich Gesprächsthema, nicht nur in allen Medien.
Ist es das Jupiter-Neptun Trigon vom 14. März, das hier seinen Ausdruck findet? Dann dürfen wir gespannt sein auf das zweite exakte Trigon am 17. August, mit einem direktlaufenden Jupiter und dem retrograden Neptun. Oder ist es dieses öffentliche Leiden und Sterben, passend zur christlichen Fastenzeit, das uns alle berührt? Die sichtbare Schwäche und der gleichzeitig unerbittliche Wille, mit dem der schwerkranke Mann Ostern am Fenster versuchte, ein weiteres Mal sein "Urbi et Orbi" zu sprechen.
http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/angelus/2005/documents/hf_jp-ii_ang_20050313_ge.html
Eine Art Popstar für Jugendliche in aller Welt war „Johannes Paul der Coolste“ (TAZ Berlin, 4.4.2005). Und darin sind sich alle einig, die mediengerechte Inszenierung seiner Person beherrschte er perfekt. Hier zeigt sich die ganze Modernität eines Fische-Uranus im Horoskop. Und wer weiß, vielleicht ist es die exakte Wiederkehr des Uranus Anfang Februar, die uns neue Formen von Öffnung und Öffentlichkeit des Kirchenstaates Vatikan beschert hat. Das katholische Mittelalter auf dem Weg in ein neues Jahrtausend?
Uranus in seiner Opposition zu Saturn veranschaulicht aber auch die Rolle, die dieser 264. Papst zwischen Tradition und Moderne der Heiligen Römisch-Katholischen Kirche eingenommen hat. Als ein Großmeister der Beharrlichkeit war er gleichzeitig reaktionärer Reformer und reformierender Reaktionär (Süddeutsche Zeitung am 3. April). Doch damit soll nun gut sein.
Möge er ruhen in Frieden! Und wir dürfen abwarten, was weiterhin in Rom passiert. Denn eins ist klar, der Papst ist tot, die katholische Kirche lebt weiter!
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